58

»Es geht halte-nir· über das Ditsche!« platzte es heraus. Der Franzose fragte: Warum? »weil ich sdie Welsche nit lide kann« antwortete es rasch, »sie sin all so falsch.« Der« Franzose zuckte mit den N.aseuslügeln, behauptete, es müßte in einen Franzosen verliebt gewesen sein. »O nai, erwiederte es, die Welsche wissen sjo gar nit wo man einen gern hat,-« Die ganze Gesellschaft lachte. Jch stellte jedoch den Frieden zwischen meine-m Freunde und, dem sehr interessanten Mädel bald wieder her und sie reichte ihm sogar die Hand zur Versöhnung.

Nun bin ich in Straßburg , und sehe vor Allem die beiden Statuen Kle- bers nnd Gutenbergs an. Welch ein Unterschied zwischen dem elsiissischen und dem pariser Künstler! Jch habe Davids Gutenberg gestochen gesehen, er schien mir sehr genial, das Original aber lehrte mich, keinem Kupferstich mehr zu trauen; denn es ist unter-aller Kritik schlecht. Da ist- auch nicht eine Ahnung von Weihe. Ein junges, unbedeutendes Gesicht, wenn auch hager, eine Klei- dung, die den ganzen Körper älter macht, und nicht mit dem Kopfe harmsonir-t, das linke Bein, wie Ludwig der Vierzehnte, offen unsd hervorstechend, jener König war stolzer auf seine Waden, als auf Moliere, hier aber sind weder Schenkel, noch Bein ausgezeichnet, obschon ein Gutenberg selten fett ist. Und nun noch die Eomödiantenstellung, wo Gutenberg ein-e Probe von der-Bibel untersucht, die Worte aber »und es war-d Licht« so dem Publikum zeigt, daß er sie gar nicht sehen kann. Nein, so unbescheiden war ein Gutenberg nicht, er glaubte wohl an die Wichtigkeit seiner Mission, aber hier scheint es, als prahle er damit. Das Ganze ist ächt parisisch, wo die Bescheidenheit als lintiseh dumm betrachtet wird, und sich jeder in ths formen läßt, um seine Züge der Nachwelt aufzubewahren. Von den Hunderten berühmter Gypsköpfe im Passage Panorama werden nicht drei in die Nachwelt übergehen, und wenn David nichts Besseres geleistet hätte, als diesen Gutenberg, so stünde es übel um seinen Ruhm. Besser, kühner, gelungener ist der Kleber, aber wozu Sta- tuen in einer Stadt, die bloß eine Citadelle genannt werden kann. Jst nicht ein Satrap aus Paris da, der unnmschriinkte Macht hat, alles zu billigen oder zu vernichten, was die Stadt für ihr Heil und Nutzen will? Frankreich ist das Land, wo seit dem Schach Napoleon, pcrsische Regierungssitten im streng- sten Sinne des Wortes herrschen. O -Elsaß, wie lange noch wird es dauern, bis du einsiehest, daß Frankreich deiner, du aber nicht seiner nöthig hast.

Doch schließen Sie nicht daraus, daß die Elsässer unter den jetzigen Ver- hältnissen deutsch werden wollen, unter zwei Uebeln wählt ..-m»an. das kleinste.

Man verwechsele ja nie den Wunsch des Herzens, seine Poesie, mit· Ider prosaischen., politischen Wirklichkeit. Jch swill Jhnen ein lebendiges Beispiel davon geben.