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Dann fördert er die raschen Tritte, bald ist erreicht des Pflanzers Gut-

Und aus der nachgeschleiften Schlange Verfiegt der letzte Tropfen Blut.

Wie nun der Mohr das Haus umspähet, er selbst der Riesenschlauge gleicht, Die schnell das Lager eines Tigers in weitem Bogen still umschleicht.

Schon naht er sich dem Blumensenster, drin-schläftjdes Pflanzers holdes Kindz Es schreckt ihn nicht der Ton der Harfe, die bang durchklingt der Morgenwiud.« Die läßig Vorgeschob’neu Riegel öffnet mit leichter Miih’ die Hand ,

Dann läßt er schnell die Schlange gleiten herab Von des Gesimses Rand. »Nun, großer Fetisch, den ich ehre, nun zeige Deine finstre Macht-

Und lehre die Verhaßten Weißen, daß noch ein Gott der Rache wacht.«

8.

Gar heimlich lag in Rosenhecken Jennp’s jungfräuliches Gemachz

Vor ihrem Fenster friedlich rauschte ein spiegelheller, muntrer Bach.

Aus seinem kühlen, klaren Grunde sah man den« kleinsten Kieselstein,

Ein wahres Bild Von Jennp’s Herzen so lauter; ungetrübt und rein.

Doch heute- braust in trüben Wogen durch Thal und ·Wald der-Bach dahin ,. Als "wollt’ er den bekannten Ufern im raschen Laufe scheu entflieh’n.

Der Nachtstnrm faßte Jennp’s Rosen in unVersöhnlich wildem Zornz

Es starret ans den todten Blüthen hervor des kahlen Stammes Dorn. Es thaut in hellen Thränenperlen der Regen Von szerknicktem Laub,

Und in dem Sande spielet höhnisch der Wind mit seinem leichten Raub.

Jm innern Raum der- netten Wohnung dufteten Veilchen und Jasmin,, Es wand sich rauh der Schlangencactus durch des Geraniums Kamm-

Es schimmern hell im Farbensireite der Rosen, der Kannslien Pracht,

Es bergen scheu Orangenblüthen sich in der Blätter dunkler Nacht.

Von ihren schönsten Lieblingsblumen will Jennh winden einen Kranz,- Der-weithin überstrahlen möge des reichen Brautkleids Prunkund Glanz.. Sie; beugt sich iiber mit Verlangen: da- starrt aus dem bemoosten Topf- Mit allen Schrecken einerHölle, entgegen ihr der Schlange-Kopf« , Erst lähmet Ohnmacht ihr die Zunge- dann tönt ein lauter, banger Schrei; Sie ruft den Aeltern, dem Geliebten, »,3n Hilfe eilt! Herbei! Herbei!«

Da schallt von draußen ihr entgegen ein froh? Gelächter überlantz

»Ei! Jennpl Jennpi Kleine Thörin, der Vor der· todten Schlange graut!« Zur Thiire will sie sich nun wenden; die Klinke greift die bange Hand;

Sie bleibt Verschlossen in den Angeln, als hätte Zauber sie gebannt.

Und rauh ertönt des Pflanzers Stimme: »Nicht friiher sich der Schlüssel dreht, Bis du Verstununst mit deinem Rufen, mit- deinem albernen Gebet--

Da sinkt die bleiche Jennh nieder, durchsrostet Von des Todes Schreck,

Der Schlangenkönig naht sich schleichend aus feinem heimlichen Versteck.

Es windet sich statt schöner Blumen um-’s Haupt der todgeweihten Maid Die Schlange kalt, I.nn’s Volle Mieder, ein Brautkranz naher Ewigkeit.. Es trifft den schönen Marmorbusen der giftgefiillte scharfe Zahn;

Dem jähen Tod, der lüstern lauert, öffnet sich rasch die sich’re Bahn.

Und wie ein Dämon aus den Tiefen der Unterwelt blickt wild empor-

So blickt durchs Fenster, heiser lachend, Atar Gull, der gerächte Mohti