91
Die Presse ist eine Macht, die sich von allen den Mächten nährt, die sie verschlungen hat.
Die Preßfreiheit ist durch das Blut aller andern Freiheiten fett geworden. Sie leidet an Unverdaulichleit und Vollblittigkeit.
Man glaubt an Nichts, sagt Jhr, weil man nicht an die heilige Streichkraft glaubt, weil man Ludwig Philipp nicht bittet, die Kröpfe anzuriihren — Man glaubt Nichts — weil man nicht an unsere alten Mährchen mehr glaubt!
Jhr sagt, es gebe keinen Glauben mehr, so wie die alten Weiber sagen, daß es keine Galanterie und keine Liebe mehr gebe.
Man glaubt an Nichts! Glaubt man nicht an die Journale?
Man glaubt an die Erzählungen von hundertiährigen Greisen, von Käl- bern mit zwei Köpfen, von bettelnden Millionären, die Euch immer Von Neuem aufgetischt werden, — wenn gerade keine Kanunersitzungen sind, oder kein einigermaßen schauderhaftes Verbrechen vorgefallen ist.
Man glaubt an Nichts! Habt Jhr nicht dem Temps geglaubt, als er Euch erzählt, daß die Spanier die Vietorieuse mit Beschlag belegt hätten, und als er den widersprechenden Artikel des Ministeriums aufnehmen mußte, glaub- tet ihr ebenfalls, was er Euch den folgenden Tag erzählte.
Man glaubt an Nichts mehr, aber als der National sagte: »Herr Pau- chet, Mitglied des Generalraths der Eure-et-Loire, hat gegen den neuen Cen- sus gestimmt-« antwortete man ihm: Herr Pauchet hat nicht dagegen gestimmt, weil er schon seit einigen Monaten gestorben ist. Und Jhr habt geglaubt, was Euch« der National am folgenden Tage aufgetischt hat.
Man glaubt an Nichts, und Jhr habt geglaubt, der Herzog von Bor- deaur sei gestorben, weil der Moniteur Parisien — es gesagt hat.
Man glaubt an Nichts. Aber der Siecle sagt: Die Wiederaufnahme des Eensus beginnt in Paris, wir werden uns dem nicht unterwerfen, und unsere Thüren verschließen. Man antwortet: Aber, Verehrtester, Sie haben sich schon vor vier Monaten dem neuen Steuerausschlag unterworfen, sich selbst, Jhre Druckereien und Jhre Bureaur —- und am folgenden Tage las·t Jhr den Sieele, und glaubt, was er sagt.
Man glaubt an Nichts — und Jhr glaubt an den Froschregen, an die Seeschlangen, an die Gespenster, an den eolossalen Kohlkopf- an Alles, was die Zeitungen Euch vorlügen.
Sie sagen, es sinde an der Porte St. Denis ein Ausstand statt. Jhr wollt ihn sehen, während er nicht eristirt. Die Polizei ist eben so naiv- Wie Jhr, sie kommt, meint, Jhr wäret die Urtruhestiftcr- Und steckt Euch eins
Es gibt keinen Glauben mehr. Nennt mir in irgend einer Religion,