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Frankreich sich irren, wenn es seinen politischen Eroberuugsgedankeu ans die- sem Wege einen bedeutenden Vorschub zu verschaffen glaubt. DCV ROTHE-«- sche Zeitverein hat Deutschland verbrüdert, denn die Völker haben aus Er- fahrung gelernt, wie nöthig die Bruderhand dem Bruder ist; was die Traktate materiell begonnen, trachten die Herzen und Geister moralisch zu vollenden. Anders ist es der Fall mit Velgienz dieses hat aus langer Eri- fahrung kennen gelernt, was Frankreich von ihm will, es ist nicht so bornirt, zu glauben, daß Frankreich ihm seine Märkte öffnen wolle aus seutimenta- ler Freundschaft, aus frommem Drang zur Erfüllung des Gebotes: »Liebe dritten Nächsten wie dich selbst.« Auch Holland bot Belgieu reiche Han- delsvortheile, riel größere, als es bei Frankreich erwerben kann; hat die Vereinigung darum eine Dauer geh-.«cbt? Fürchten wir nicht; der ge- schichtliche Gott, der diese schönen Provinz-en aus den absolutistischen Händen Ludwig des Eilsteu, Ludwig des Vierzehnten, und Eliapoleons gerettet hat, der wird auch die constitutiouelleu Finger des neuern Frankreichs sern da- von halten. «
Fassen wir das so eben Gesagte in kurzen Worten, so sind-en wir, dasz die 1"Iuabhiingigl«·eit und die moralische Kraft Velgiens keine bessern Wächter erhalten könne, als indem es das germanische Element, welches stärker oder schwächer die Nation durchzieht, zu einem höhern Leben anzufachen sucht. Hierin liegt seine beste Garantie gegen alle liebergrifse seines -iachbars. Dieß ist auch die Meinung aller jener edlen und besonneneu Männer-, denen die theuer erworbene nationale. Unabhängigkeit ernstlich am Herzen liegt. Schon durch seine geographische Lage wird das Land aufgefordert, deutschem Gei- steslebeu seine Poren zu öffnen, durch seine politische Lage wird es dazu ge- spornt. So lange Belgien gewöhnt ist, französisches Unterrichtswesen, fran- zösisehe Gesetzgebung, französische Wissenschaft, französische Poesie-, als das Höchste zu betrachten, so lange wird es auch in steter Gefahr schweben, un- willkührlich in die Arme seines Nachbars zu sinken, und die Eroberng ma- teriell zu vollenden, die er geistig längst gemacht. Dieses wird von Vielen tief gefühlt und erkannt. Allenthalben lebt der Wunsch, ein Gegengewicht in die Schale werfen zu können, daher das Bestreben, der deutschen Geistes- thätigkeit näher zu rücken, welches in letzterer Zeit auf so vielen Punkten des Landes sich kund gibt.
Aber Deutschland bleibt kalt und thut keinen Schritt entgegen, um diese Annäherung zu·erleichtern. Wir wollen nur ein Beispiel anführen. Wenn je ein Verein von Männern, welche der Fortpslanznng nationaler Ideen, ter Verbreitung von Bildung, Wissenschaft und Literatur unter dem Volke ihr Leben widmen, Ansprüche auf Theilnahme und Hochachtung machen kamt- wenn je Menschen Bewunderung verdienen, die unter tausend Hindet«nissell-