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Eine Begegnung mit Paganini in Genua.

Reise-Erinnerung von Ludwig August Frank-l.

Die schöne Oper in Genua war um 11 Uhr zu Ende und ich folgte der Einladung des Marchese Negros anf« iseine Villa. Diese --liegt:-:a-uf einer Anhöhe in der Stadt und- beherrscht den Hafen und das Meer. Die Qrzangenbüschq der Citronenwald, den sie einschließen-— verwandeln daselbst die Luft in einen duftigen Aether. Oft bewegte die Wipfcl "«ein frischer Seewind und schüttelte Blüthen und Glühwürmer herab , daß sie wie ein leuchtender Stasusbregeu zur Erde sanken. Aus den weißen Lilienf die in schönster offener Blüthe standen, stiegen elektrische, bleiche Funken empor, wie Elfenseelem Nachtigallen schlugen und die Sterne glänzten ans einem-so .-t,iefblauen Hinnnel,. wie ihn- Canaletto malt. Von ferne donnertes ses in regelmäßigen Pausen; es waren die Pulsschläge des mittelländischen Meeres. Jch zögerte inspden glänzend- erleuchteten Saal der Villa zu -.trete.n,·«-die wie ein Pallast Alladins aus dem blühen-den und glühenden Frühling des— Gar- tens« empor stieg. Jch suchte die dunkleren Gänge, da standen in einzelnen Laubnischen bleiche, marmorne Büsten. Unter manchen andern zwei Helden, welche allein Genua unsterblich machen :- Colombo und Paganini.- Jetzt wurde im Hafen durch Kanonenschüsse Mitternacht angekündigt, nnd diese weck- ten mich aus- dem süßenzBanne der zaubervollen Umgebung, die --mich eine volle Stunde , ohne daß ich es bemerkte, fesselte. Jch trat in den «·-·Sa·al und befand mich in einem glänzenden Kreise von Damen rtnds«Herren-,-ss-die in verschiedenen Gruppen zerstreut seinem Neapolistaknischen Schifferliede lauschten, das eine junge Dame am Claviere vortrug. Der Marchese trat mir grüßend entgegen, er schien mich schon lange erwartet zu haben.

Der Marchese ist der Stolz seiner Vaterstadt. Reich und unabhän- gig, ein phantasiereicher Improvisator, ein tiefer Kenner der Musik, ein Freund der Wissenschaften und ihrer Jünger, versammelt er stets einen Kreis von Gelehrten und Künstlern und solcher Menschen, die an diesen Theil nehmen, um sich. Er ist die Are, um die sich die geistig geselligen Pole Genua’s bewegen.

Die Napolitana war zu Ende, der Marchese faßte meine Hand und us meiner errötheudsten Ueberraschung stellt er mich der zahlreichen Ge-