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Hand erhielten,. leitet uns jedoch auf eine« andere Spur. Einige Winke bringen uns auf den Gedanken, daß zwei Verfasser die Hand (eine fürstliche?) im Spiele haben. Bei näherer Betrachtung scheint dieses nicht unwahrscheinlich Das fünfactige Trauerspiel ist zur Hälfte in Versen, zur Hälfte in Prosa geschrieben. Wir haben das Manuscript Vor Augen gehabt und eine gewisse Doppelgängerei darin gefunden. Die meisten See- nen Voll blitzender Gedanken, Voll origineller, bis zur Genialität reichender Charakte- ristik, in den andern Scenen dagegen-, Salonparfüm, Lustspielfirniß, Tutti-Frutti- Witz. Die eine Scene ergreifend, pulsirend, keck bis zum U«ebermaaße, in der andern diplomatische Sammetpfötchen, leises Dahinschleichen, Verschwimmend, effectlos. Der Uebergang Christinens zur katholischen Kirche gehört namentlich zu der letzten Gattung« Er ist so schwach angedeutet, daß er ohne Einfluß auf die Charakteristik bleibt, während er doch wieder stark genug ist- um dem Stücke den Zugang zu den meisten Bühnen zit- versperren. So viel wir wissen, ist leider Stuttgart bisher die einzige Bühne, die es zur Aufführung angenommen. Ehre der Stuttgarter Ceusur, die nicht kleinlich makeltz Ehre der- Biihnenleitung, die Vor einer scheinbaren dramatischen Unmöglichkeit nicht zurück- schreckt. Man hat dieser, bei Vielen Schwächen immerhin ausgezeichneten, höchst interes- santen Composition Voreilig alle Bühnenwirkung abgesprochen. Wir sind Vom Gegen- theile überzeugt. Es sind einige Scenen in dem Stücke, die Verlöfchen und essectlos Ver- puffen werden, aber es ist des Schönen und Ergreisenden mehr als genug darin , um eine gebildete Masse in Erregung zu bringen.

Gute Nachrichten aus Stuttgart.

Gras Leut«r«um, der bisherige Jntendant des Theaters, hat seine Entlassung erhalten« Man soll den Todten nichts Böses nachsagen, aber ein Exemplar, wie der Erintendant-" ist selten zu finden. Graf Leutrum ist derselbe Mann, der-, als einst Jmmermann in Stuttgart einige Tage Verweilte, und Jemand ihm die Nachricht brachte- Jmmermann sei da, darauf antwortete: Verhiiten Sie.,· daß er· mich besucht, ich kann ihn nicht anf- treten lassen, alle Gastspiele sind schon Vergeben. Der edle Graf glaubte-, Jmmermiinn sei ein reisender Sch·auspieler. Es ist in Paris kein einziges Theater, auch nicht unter den BouleVardstheatern, .wo der Director Alexander Dianas, oder lEdgar Quinet für ei- nen Schauspieler nähme. Die deutschen Hofbühnen sind mit solchen Chefs stark gesegnet. Und man will dann einen Aufschwung des Theaters! Die Stuttgarter Bühne kann sich- zu ihrem neuen Jntendanten Glück wünschen, als solcher ist Baron Taub enh eim ernannt worden: ein Mann Voll Kenntnisse, Geschmack und nobler Gesinnung.- Es ist dieß der-'- selbe Baron Taubeuheint, der im Laufe des Vorigen Jahres, eine Reise nach Syrien (in Begleitung des Schriftsteller Hacklanders und des Doctor Bopp) gemacht hat, und der den Schiffbruch auf einem tiirkischen Dampfboote erlitt, dessen Beschreibung in der allge- meinen Zeitung, so Vieles Aussehen erregte« Bei dem Eifer, welchen das Stuttgarter Theater in der Ausführung neuer Stücke, Von jüngern Schriftstellern, an den- Tags-legt,

ist dieser Jntendanzwechsel nicht nur für das Theater, sondern auch für die Literatur-- wichtig.