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tagsprineip unfreundliche Tendenz auszuschließen. Welche Von beiden Ursachen die vor- herrschende ist, wollen wir nicht untersuchen. Der Bundestag- so sehr sich auch einzelne gegründete Einwendungen gegen seine Standpunkte erheben lassen , ist und bleibt im Ganzen immerhin ein kräftiges organisches Jnstitut znr Verwirklichung der deutschen Einheit, und Niemand kann es abstreiten, daß er eine große Zukunft in seinem Schooße trägt. «
ZudemstehtFrankfurts Verfassung unter der direeten ·Ueberwachung des Bundes- tags, und dieser hat sogar auf· das "«"«Sta«dtwesen schon« Einflüsse ausgeübt, die liberaler ausgefallen sind, als die Grundsätze der freien Stadt sie zuließen. Wir erinnern an die Judenangelegenheit, wo es den Bemühungen des Bundestages gelungen ist, die Re- stauration des Ghetto zu hintertreiben. Seitdem ist der Sinn Frankfurts gegen die Juden etwas gerechter geworden. Das pharaonische Gesetz der Ehebeschränkung hat aufgehört, das Verhältniß der« indischen Kaufleute zur indischen Bevölkerung darf ein größeres-·sein,- als das der christlichen Kaufleute zur christlichen, aber wie weit entfernt sind noch alle ihre Verhältnissevon der Vorstellung; die«n1an sich von den Bewohnern seiner Stadt macht, die sich die »freie« nennt.«« Und« doch sind es die Juden keineswegs allein, welche den lGeist der Ausschließng zu· fühlen «h"a«ben«. Der Zunftgeist lastet auf ande-« ren Volksklassen mit-noch viel herberemDrucke. TEine andere Klasse Staatsangehörigey die Belsa s s en (d. h. jene, welche nicht das Glück haben, Frankfurter Vollbürger zu sein), ist so beschränkt, daß sie es kaum zu etwas höherem bringen kann, als zum Auslaufer und Lohnbedienten, da sie von jedem Betrieb commercieller und gewerblicher, so wie wissenschaftlicher"Th«ätigkeit; ausgeschlossen sind. Die Bewohner der zu Frankfurt gehörigen Ortschaften haben- zw«ar""’etnig«e7« Spuren staatsbürgerlicher Rechte, jedoch be- schränkt genug, um immer noch als Par"ia’s gelten zu können.
Wahrlich, dieß ist eben kein gutes Beispiel, denjenigen gegeben, welche gegen Mu- nieipalvorrechte und demoeratische Kraft so gerne zu Felde ziehen. Ohne den Prineipien des Bundestages im ·Mindesten nahe zu treten, könnte Frankfurt ein leuchtendes Vorbild in Deutschland sei"n,«für Bürgerkraft und öffentlichen Geist, und wie vieles läßt es darin zu wünschenübrigi
Jn Bezug aufOeffentlichkeit war es sogar abermals der Bundestag, der einen, wenn auch kleinen Anfang machte; die Protokolle dergesetzgebenden Versammlung erscheinen, wie bekannt, in neuerer Zeit im Druck, allein, da sie nicht in den gewöhnlichen Journalen abgedruckt, sondern von einer eigenen Erdedition besorgt werden, sp kann Man kaum sa- gen- daß sie vor die Augen des Publikums kommen. Welche Bedeutung könnte die hie- sige Journalistik erhalten, wenn sie männlich und unabhängig ihrem Berufe folgte. Wir meinen- uicht etwa eine grämliches oder belfernde Oppositionsmacherei, sondern ein conse- quentes Festhalten und Verfolgen einer höhernpolitischeu Idee, eines allgemeinen deut- schen Interesses. Bei der Verbreitung, welche das Frankfurter Journal und die Oberpost- amtszeitung genießen, welche wichtige-Hebel könnten beide für die Entwickelung des Na- tionallebeus und des Nationalbewußtseins werden. Nicht die Talente, nicht der Boden