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Strome durch, hierin liegt alle Größe , alle Poesie dieser Arbeiten. Wir bemerken mit Vergnügen, daß die belgischen Ingenieure bei den zahlreichen Tunneln im Weze-Thale einen, in seiner Einfachheit, weit edleren Sthl be- folgt haben. Aber da wir nun einmal in diese Kritik des Details einge- gangen sind, so wollen wir auch gleich unsere aufrichtige Bewunderung des schönen Viaducts aussprechen, der, dicht bei der Aachner Station, über die Niederungen bei Burtscheid hinläuft. Hier zum wenigsten haben die Juge- nieure den Grazien nicht geopfert. Sie haben eine eolossale Brücke erbaut- die den Weg in den Lüften fortführt, und ganz sicherlich den hängenden Gärten zu Babylon gleich zu setzen ist. Hierin haben wir, ohne Widerspruch, die Römer überflügelt. Sie leiteten Wasserbäche über die Thäler hinweg; wir dagegen führen Ströme von Menszhen dahin, die von oben auf die Vö- gel herabsehen, wie sie sich auf den Wipfeln der Bäume wiegen!

Dies ist die Eisenbahn von Eöln, so wie wir sie an diesem Festtage gesehen haben, den die Einwohner der Rheinprovinzen noch lange in freu- diger Rückerinnerung behalten werden. Wir wollen die weiteren Nebenum- stände, wovon die Zeitungen bereits die Lesewelt unterhalten haben, hier nicht wiederholen. Man kann daraus. ersehen, daß die. bei dieser Gelegenheit ge- haltenen Reden bemerkenswerther sind, als sie es bei Feierlichkeiten anderer Art zu sein pflegen. Denn große Dinge setzen uns in Begeisterungz diese Eisenbahn vom Rhein nach der See, durch Belgien hindurch, hat die Einbü- dungskraft der Deutschen lebhaft ergriffen. Dass Meer ist es, was Deutsch- land fehlt, und diese bewundernswürdige Straße verschafft ihm Küsten. Das Merkwürdige bei diesem Feste in Aachen war wohl auch die Anwesenheit eines Mitglieds des belgischen Ministeriums, und die Zuvorkommenheit, die man ihm erwies. Es ist dieß ohne Zweifel eine Anerkenntniß, die man dem Nachfolger eines Mannes schuldig zu» sein glaubte , der im Jahr 1834 den Kammern seines kaum hergestellten Landes den berühmten Eisenbahnenentwurf vorlegte, dessen fast vollständige Ausführung wir heute vor uns sehen. Aber welches Zusammentreffens seltsamer und unvorhergesehener Ereignisse hat es auch be- durft, um zwölf Jahre nach Eröffnung der ersten Eisenbahn- der von Liver- pool nach Manchester, den Minister eines Königreichs, welches damals noch nicht vorhanden war, und welches sein Dasehn einer. Revolution verdankt, in Preußen als den Repräsentanten eines Volkes begrüßen zu lassen, das dem Binnenlande mit dem Beispiele eines vollständigen, in weniger als fünf Jahren entworfenen und zugleich beinahe gänzlich ausgeführten Eisenbahn- systems vorangegangen ist.

Wir waren in so begeisterter Stimmung für diese schöne Straßenver- bindung, daß wir uns entschlossen, auf dem Umwege über Verviers, nach Belgien zurückzukehren, und hatten so Gelegenheit, die Arbeiten, welche jetzt