Mohrenraehe. Von

Alexander Graf von Wiirttemberg. M)

1.

Atar Gull war der Neger schönster und einst Guineas größter Stolz; Es glänzten feine schwarzen Glieder wohl schwärzer noch als Ebenholz. Er leitete vor Allen kräftig mit festem Arm den schwanken Kahn

Durch der empörten Meereswogen getrübte, schaumbedeckte Bahn.

Wenn es Gazellen galt zu jagen, war seinem slücht’gen Fuß zu steil Kein Felsenhang, es fehlte nimmer der zielgewohnte, sich’re Pfeil.

Mit scharfem Dolch empor zu klimmen an einer Boa glattem Leib-

Mit angeschoss’nen Tigern ringen war ihm der liebste Zeitvertreib.

Am Halse und im rothen Gürtel er manche Perlenreihe trug

Von Zähnen vielverhaßter Feinde, die seine Keule einst erschlug.

Doch, wie sich oft das Leben wendet nach langem, trügerischem Glück, So fiel auch auf den tapfern Neger des Schicksals Vollgewicht zurück.

Er ward nach einer heistdurchkämpften, verhängnißvollen Mohrenschlacht, Zugleich mit seinem greifen Vater gefangen Von der Uebermacht.

Am Ufer flackern muntre Wimpel, die Segel spannt das Sklavenschiff, Das auf die Ladung längst gelauert hinter der Felsen hohem Riff. Zur Abfahrt donnern die Kanonen, das Fahrzeug sucht das weite Meer, Und von den armen, schwarzen Sklaven sieht keiner seine Heimath mehr.

20

Es taucht vom Himmel, sich zu kühlen, ermüdet von der steilen Bahn- Vom raschen Laufe roth erglühend die Sonne in den Ocean.·

Verstörte Wolkenbilder irren am meergetrag’nen Himmelsrand,

Und werfen lange, dunkle Schatten auf heißgebrannten Ufersand. Vorüber zieht die schwarze Heerde entblößter Neger bei dem Knall

Der rauhen Peitschen nach der Pflanzung, des Tages letzter Wiederhall.

-·«"") Wir glauben unsere Leser auf die vollständige Sammlung der Gedichte des Grafen Alean- der von Wiirttemberg, welche in den nächsten Monaten im Vorlage der Cotta’schen Buch- handlung erscheinen wird, besonders aufmerksam machen zu müssen. Graf Alexander Messe des Königs von Wiirttemberg) ist einer der bedeutendsten unter den deutschen Lyrikern der neuern Zeit. Generalmajor in der wiirttembergischeu Armee lebt er in Stuttgart das ernste Studium der Kriegswisseuschaft mitdem heitern Spiel der Musen ver-einend, ein schönes, friichte- reiches Leben. Die Güte des verehrten Dichters wird es uns möglich machen, in Kurzem eine größere Produktion unseren Leseru mittheilen zu können. D. Red.