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meisten Frische und Leben athmet. Wie viel anders würde hier verfahren sehn, hätte d em Geiste die bezeichnete Energie eines Seb astian Bach nnd Gluck voll feurigen, ungefes- selten Ausdrucks iunegewohnt. So scheiterte das Talent unmittelbar , wo es nur eben be- riihrt wurde, die Illusion des Rhetorischen und Phantastischeu aufzugeben und sich mit der Auffassung des Gewöhnlichen gemein zu machen. Wir können gerade heraussagen, daß M o- zart nicht Kraft und Eonseqnenz genug hatte, um seinem Charakter, seiner Weise der com- binatorischen Elemente getreu zu bleiben.
Die zweite Manier besteht in der Aneignnng italienischer Gefangesweise. Es ist bekannt genug, daß Mozart gegen die Theilnahme, welche man damals noch mehr wie jetzt den Ita- lienern zollte, keinesweges unempfindlich blieb. Er hat ihr theilweise die Deutschheit geop- fert und der siidlichen, wollüstigen Melodie in seinen Opern die Thüre geöffnet. So kann Mozart als ein Vorlänfer Meher Beer’ s betrachtet werden, oder vielmehr kann dieser sich auf jenen berufen, unt eine Autorität für feine, freilich mit noch einem, nämlich dem fran- zösischen Volke, coquettirende Muse zu haben.
Erst die dritte Manier gehört M ozart an, aber auch hier mehr der Bildung, der gu- ten harmonischen Schnle, als dem freien Talent. So könnte man denn ohne Schwärmerei nnd pietistische Dumpfheit mit unbefangenen, klaren Augen an M ozart bemerken, daß hier nicht das stolze Sternbild eines ewigen, tadellosen Musikers glüht, als welches man ihn noch immer gerne betrachten möchte. M oz art Verdankte mehr der unfreigebigen Erfahrung, als der freigebigeu Natur. Seine Eompositionen sind ungleichmäßig, mehr im Einzelnen, als im Ganzen Vollendet, weil nicht der eigentliche Genius, sondern die eultivsirte Erfahrung die Mittel hergab.«
Ein neues CoinpMute-Lustspiel
Abermals ein Compagnie Lustspiel, dießmal in Vier Aeten. Gerte ist wieder einer der Mitarbeiter, der andere Herr Lederer, Doctor Juris, in Prag. Urtheilsfähige Män- ner rühmen tüchtige Characteristik und geistvollen Dialog an diesem neuen Lustspiel. Wollte Gott! Wir brauchen derlei. Die Preisausfchreibnng in Berlin läßt wenig Glänzendes hoffen. Das Stück führt den Titelxkxzwei Kranke, Lustspiel Von Bei- den. Es kömmt in Stuttgart zuerst in die Seene.' Stuttgart ist ein freundliches Feld für die junge dramatische Literatur, und der feingebildete Regisseur Moritz ein tüchtige-r Tanfpathe.
Nachahmnngswürdigi Antwerpen, die Geburtsstadt so Vieler großer Männer, hat nnlängst in einer seiner Magistratssitzungen den Beschluß gefaßt, alle jene Häuser, in wcschen einer ihm be- rühmten- Söhne geboren wurde, oder gelebt hat (Rubens, Van th, Jordaens, Quentin Metsps ec. find bekanntlich Antwerpner Bürger gewesen), durch eine tu Stein gehaltene Tafel, worauf Name, Datum ec. sich befinden, auszuzeichnen. Es wäre zu wünschen, daß man in Deutschland diesem Beispiele folgte.
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