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den elyseischen Feldern drängen, so ordnet man aus Nachahmung in Prüssel auf jedem Plätzchen ein anderes Volksspiel an, und vertheilt künstlich die Massen, ohne Ursache und Grund.
Eine andere Abweichung von den olympischen Spielen ist die, daß zu viele, und dann, daß Preise von Geldwerth vertheilt werden.
Wenn von sechs Streitern fünf ausgezeichnet werden, so hat der sechste eine wahre Schmach zu erdulden, und heißt es nicht allen poetischen Hauch abstreifen, wenn man nicht mehr um die Ehre, sondern um ein Stück Geld von 600 Franken zu kämpfen hat? Wenn sich zu Elis eine ganze Nation versammelte, und von den amphitheatralischen Sitzen dem siegenden Sänger ihren Beifall zujauchzte, und die Eltern ihren Kindern den Beglückten zur Nachahmung zeigten, der mit einem Lorbeerreis Ehre und Achtung für sein ganzes Leben davon trug, wahrlich, da mußten andere Gefühle entstehen, bei Zuschauern und handelnden Personen, als in einer nackten Austheilnng von einigen hundert Franken! Es scheint doch allzu materiell , die Ehre sogleich abzuzahlen, und darauf hinzuweisen, daß alle diese Anstrengungen (und ich rechne hierunter ebenfalls die Preisaustheilungen unter die Schüler) doch end- lich auf Gelderwerb hinauslaufen.
Daß durch die Studienpreise nur sehr Wenige im Verhältniß ermun- tert, alle Andern aber entmuthigt werden, cabgesehen davon, daß man, wie oben bemerkt , allmälig lernt , nicht mn der Sache, sondern um des Preises willen zu arbeiten,) hat man in Deutschland längst eingesehen, und mit Recht die Preise abgeschafft. Ebenso bin ich überzeugt, daß die Medaillen die Mu- sikliebe auf keine Weise fördern. Jch kenne eine Harmoniegesellschaft, die schon manchen Preis davongetragen hat, gewöhnlich aber ganz miserabel spielt; nur wenn es gilt , zu einem Eoneurs zu gehen, macht man sich ans Ueben, und so gelingt es denn auch, nach einigen Monaten anhaltenden Studiums, die drei Stücke aufs Pünktchen einzuübenz dieß geschieht aber nicht aus Musik- sondern aus Medaillen-Liebe. Waren wohl diese goldnen Spielwerke in Deutschland nöthig, um Musikliebe zu pflanzen? Wahrlich nicht. Aber die niederrheinisehen, magdeburger und berliner Musikfeste, das Fest der Mozart- stiftung in Frankfurt, die großen Gesangsfeste in Würtemberg, und viele an- dere Vereinigungen dieser Art, wo man nicht zusammenkam, um zu zeigen, daß man es besser als ein Anderer verstehe, sondern um durch die Verbindung Vieler ein schönes, großes Ganzes hervorzubringen, diese Feste weckten die Freude an der Ausführung, obgleich man nichts Anderes mit nach Hause brachte-, als die Erinnerung an einen großen und edlen Genuß.
Die Musik hat mit der Tugend das Gemeinschaftliche, daß man nur ihrer selbst Willen sie lieben kann, daher sind Musik- und Tugendpreise gleich un-