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den allgemeineren Kreisen des Lebens, die sich jetzt um uns schlingen, den Werth des Nächsten, die Liebe zum Boden, zu Volk, zur Sprache, Geschichte und Sitte festzuhalten weiß. Der Verkehr, welcher jetzt ganze Völker einander näher bringt , die Gegenwärtigkeit, in welche alle Dinge treten, wird vielleicht eine ganz neue sprachliche Entwickelung hervorrufen: die Sprache müßte ja den Verkehrsmitteln, welche die Technik liefert, gewachsen sein. Doch steht nicht zu befürchten, daß eine farblose, matte Allgemeinheit daraus zu Tage komme, ein schmiegsamer Ausdruck d·er«Allerweltlichkeit —- denn weiter schaut die beliebte Weltliteratur nicht; sondern, durch den persönlichen Verkehr, tritt der Mensch dem Menschen erst recht mit seiner ganzen eigenthümlichen Entschiedenheit, sei- nem nnaustilgbaren Wesen, gegenüber. —- Für einen weitern Gesichtskreis ist in diesem Betracht die Naturanlage solcher Vereinsländer, wie die Nieder- lande, die Schweiz u. a., von großer künftiger Wichtigkeit; und es ist ein nicht zu mißkennender Grundng in diesen Ländern der Mitte, daß sie den Sinn für das Besondere und Heimathliche bewahren, als wollten sie dadurch andeuten, daß sie, vermöge ihrer eigensten Kräfte, dem gewaltsamen Ueberfluthen eines sElesmentes in das andere, sich entgegenzustellen im Stande sind. —-
Es macht immer einen sonderbaren Eindruck, wenn man in Belgieu, einem Lande, welches sich nach Außen der völligen Unabhängigkeit, nach Jnnen einer- staatlichen und industriellen Entwickelung erfreut, die ganz sein eignes Werk ist, in fremden Blättern, wie dieß so gern in französischen geschieht, so- gar die politische Existenz desselben zweifelhaft gemacht findet. Jn dem Ab- schluß oder Abbruch eines Handelstraktates glaubt man das künftige Geschick eines-« Volkes voraussehen zu können; in dem Gebrauche der einen oder andern «S«p«raeh·e-I·für sdise öffentlichen Geschäfte sucht man Gründe, um die Interes- ssenssdiesOrToderiener Partei mit Hoffnung zu nähren. Ein Volk, das sich frei ·füh·«lt,« wird -'nichts anderes zu thun haben, als zu zeigen, was es ist, an den Tag zu heben-, was für geistige und historische Schätze in ihm ruhen. Wir sehen Belgien, das jüngste Erzeugniß der eusropäischen Geschichte, als den Bo- idens an, «-der, nicht bloß durch seine Lage, wie man oft sagt, sondern eben so sehr Eduirch Edie innere Anlage der Bewohner, geeignet ist, die verschiedenen Charaktere «’dor drei Hauptvölkey die sich um dasselbe reihen, in nahe Berührung, in gei- sstigen und materiellen Verkehr zu bringen. Dieser Verkehr wird dem Lande eine reiche und blühende Bildung gewähren; nnd es kommt ihm selbst, durch Was Festhalten an seinem eignen Centrum und durch die Pflege der mannich.- TacknnsEulturkekimh die es enthält, entgegen.
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