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EMPVMtbeiten der- Durcheinandergefallenen ließen bedeutende Verletzungen ahnen , doch glücklicher Weise kam sman mit dem bloßen Schreck davon.
Während das zu Monplaisir vor sich ging, zogen die zum Coueurs angelangten Musikvereine in feierlichem Zuge in die Stadt ein.
Nicht nur jede Stadt in Belgien, sondern jedes nur einigermaßen bedeutende Dorf , hie und da selbst eine ganz kleine Gemeinde besitztwenig- steus eine Gesellschaft, die sich an bestimmten Tagen versammelt, um in soge- nannter türkischer- oder Harmoniemusik verschiedene, aus Opern arrangirte Stücke, oder Variationen fiir einzelne Instrumente vorzutragen. Jch will mich hier nicht auf die Frage einlassen, ob die Anzahl dieser Harmonien auf wahrhaft musikalischen Sinn im Lande schließen läßt, genug, der Anschein ist wenigstens da und verdient mithin eine Aufmunteruug. So waren mm alle diese Gesellschaften zu einem musikalischen Wettstreite eingeladen, und um das Herbeikommen zu erleichtern, hatte die Regierung ihnen die Eisenbahn zu freier Disposition gestellt, dabei noch Preise für die entferntesten, je nach- dem sie mit oder ohne Eisenbahn kommen kounten, ausgesetzt. Da fiir die Sieger, außer den Lorberkränzeu, noch bedeutende Geldpreise ausgesetzt waren, so läßt sich denken, wie schon seit 5 Monaten des Musizirens fast im ganzen Lande kein Ende war, so daß am bestimmten Tage iiber 40 Harmonien, mit der bestimmten Hoffnung des Siegs, von den Segenswiinschen der Jhrigen be- gleitet, sich ausmachten, und zum Theil freilich etwas beschmutzt, nichts desto weniger fröhlich und guten Muthes in die Hauptstadt einzogen. Jede Ge- sellschaft spielte ihren Lieblingsmarsch, und obgleich kein allgemeiner Takt beobachtet werden konnte, und das Ensemble einen ins-·ernalischen, höchst un- musikalischen Lärm bildete, so gelangte der Zug doch, von unzähliger Volks- menge begleitet, von tausend und tausend Neugierigeu an allen Fenstern be- grüßt, bis in die Mitte der Stadt, von wo aus sich Alle in ihre verschiedenen Quartiere zerstreuten. Zu gleicher Zeit langten aus der Eisenbahn und den Diligenzen die Massen der Provinzialeu au, die Alle an den Festen einen mehr oder weniger activen oder passiven Antheil nehmen wollten. Kein Wa- genng bestand aus weniger als 33 Wagen, größtentheils Waggons und Char-a-bane’s, mit 80 Einsitzern, von zwei oder drei Locomotiven gezogen, und nun erhielt die sonst ohnehin reich bevölkerte Stadt ein neues Ansehen. Jn den Hauptstraßen drängten sich die Neugierigen aller Stände, in Wagen Und zu Fuß, in regem Gewühl durch einander, man erfreute sich an der Pracht der Läden, man traf unvermuthet auf Bekannte ferner Städte, Un- bekannte schlossen sich aneinander und freuten sich der maskenartigenBegeg- UUUS. Am Abend wurden die Theater und die Estamiuets (WirthshäUfCV) Überschwemmh und es waren eben nicht grade fromme Psalmen die gesungen Wllrdcm Der Siidniederländer findet sich gerne in der Kirche mit seinem Gott
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