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gute Freund einen wohlgemeinteu Rath gab, er solle ferner Steine hauen und die Welt , Welt sein lassen, und ich sehe vor meinen Augen, wie der Rabbi Si.meon,- der erste Lehrer Jesus, sich die Hände reibt und sagt: Gott- was hat ers nöthig, sich als König vou Jsrael und als Gottes Propbet und Sohn zu erklären, ich hätte ihm meine Tochter Miriam zur Frau ge- geben und meine Stelle im Tempel dazu! Und Jsai und Sokrates, und die Apostel und Arnold von Bresia und Savonarola und alle die, die ge- braten und gesotten wurden , im Namen Gottes , der sich sein Roastbeef aus dem edelsten Fleische heraussuchte, gelten sie nicht bei den Meisten fiir verrückt? Denn ungliicklicherweise gehet der Gedanke der That oft vier bis fünf Jahrhunderte voran. Der Gedanke —-—- ein Funken der- aus der Unendlichkeit in ein Menschenherz fällt und es so oft verzehrt, ehe die an- dern Herzen ihm zu Hülfe eilen. Und doch wenn ein solcher Gedanke ein- mal in der Luft liegt, wenn ihn ein Mensch unbestimmt ausgesprochen, dann- halten ihn alle Mächte der Erde und der Elemente nicht an. Und der , der es wagt ihn aufzuhalten, gleicht demjenigen, der seinen Kopf in die Mündung der Kanone steckt, um sie zu verhindern loszubrennen. Es giebt keinen Prophet mehr, aber Propheten! Nicht mehr spricht ein Judi- viduum das Wort Gottes allein aus, denn die Menschen haben sich seither besser kennen gelernt und ihre Herzen schlagen zusammen.

Die wahren Priester der Zeit tragen weder Kutte noch Mitra, die Zukunft wird sie heiligen. Ja, nach Deutschland will ich gehen, in Deutsch- land« liegt die Zukunft der Welt begraben , obschon man das Ohr auf die Erde legen muß, um ihre- Ankunft zu- hören.

Strasburg.

Nun bin ich doch abgereist, und habe wieder Kornblumen und Klapp- rosen gesehen, und Vögel die weit herumspringen und zirpen, denn die kleinen Vögel singen nur dann stark, wen-n sie im Käfig sitzen, da klagen sie und schreien und schreien und weinen und die Menschen heißen das singen, die Nachtigall allein singt und klagt in der Freiheit, aber Nachtigallen habe ich keine gehört.

« Zu Zabern schlichtete ich einen sonderbaren Streit. Mit mir reiste ein «Fr»a«vzose, der gut Deutsch sprach —- »es giebt keine Kinder mehr,-- sagte mir einst Heine, als wir Franzosen Deutsch reden hörten. Das Aufwarte- madchem das uns den Kaffee servirte, sprach Deutsch und Frauzösifchs Jch sprach gleich Deutsch mit ihm und fragte es, ob es lieber französtfch serviere,