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sellschaft tratst-den jungen Deutschen vor, welcher der Erste in seiner Sprache ihren unsterblsichensx Colombo besungen .hat.» Nun diese Worte sind ganz wahr , und doch wurde ich roth bis- in die Seele und schämte mich. Ge- wißj nicht deswegem weil ich das Gedicht «Colombo» dichtete, aber ich schämte mich.· Die Salonsitte unserer Tage hat das antike: »Kenne dich selbst-- ..in,.ei-n:»»Verläugne dich selbst« umgewandelt. Wenn die Athle- tin kSeraphisnex ankündigt: Jch kann ein Hufeisen zerbrechen, so nennt sie Niemanddarum unbescheiden. Wenn es aber wer wagen wollte, sein geisti- .ges;« Können an·zuk-siinden, er würde arrogant gescholten. »Ich habe ein starkesGedächtniß» darfsich ieder -nachriihmen, aber-er wage es nicht zu sagen: »Ich ,hab,e das Talent ein schönes Bild zn malen, oder schön zu singen-- Und , doch sind Gedächtniß und poetisches Talent Blutverwandte. Die Mu- sen sind dies-Töchter: der Mnemosyne.
-«-».s-Wärex es— nicht ein Fluch, wenn Alle erkennten, was einer vermag, und-»nur txt-sollte es nicht! Die Kritik, und was weniger sagen will, der- gewöhnlichste »Mensch, der nur lebhaste empfängliche Sinne hat, wäre so-· mitxbegabter und erkenntnißreicher als das Talent. Er besände sich im um- gekehrten Falle,r -wie die Kassandra, und doch will es so der seine«Ton". Einijusspruch wie der Goethe’s: » Nur die anpe sind bescheiden,» sollte von genialen «sM"ensch«en öfter ausgesprpchen werden. Wie lächerlich ist die Phrasef,- die. ein talentvoller Mensch jedesmal, wenn er nicht belächelt oder verhöhnt sein will, zu jeder Talentanerkenmtng sagen mußt »O ich bitte!»—- »Sie sind szU gütig!»
Unter den« Anwesenden siel mir die Gestalt des genuesischen Maestro, den ich nur aus« Bildern kannte-, vor Allemsaust Bei ihm stand eine— »kleine Dame mit zschwarzen seelentiesen Augen und so rothen Lippen, wie die Ko- rallens der See bei Genua. Es war eine savoyische Gräsin, die Verfasserinl eines geistreichen «-französischen Romans und italienischer Gedichtc. Der Mar- chese-stellte mich aus meinen Wunsch beiden besonders vor. Die Dame sagte mir, sie habe mein Gedicht gelesen und die Seeschilderungen wahr gesunden. Jch bemerkte-, daß ich damals dies See noch nicht gesehen, bloß die Phan- tasie habe mir die Bilder vorgespielt.
»Ach, die Phantasie!» nahm Paganini das Wort, »die weiß Alles, nur glauben ihr die Menschen nicht, bis sie’s mit den Händen greifen oder mit dein-Ohren hören. Lange früher, ehe ich solche Töne aus meiner Geige- klingen machte, wie sie mir jetzt geläufig sind, habe ich sie in der Phanta- sie gehört. Sie waren noch nicht da, aber ich glaubte an sie und darum wurden sie wirklich. Wir glauben zu wenig an das, was der Geist in uns spricht , wir verwerer es als leeres Spiel der Gedanken und darum erreichen wir so wenig. Was der Geist denkt, hat er auch Kraft zU Voll-
ist-